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Zur WDR-Sendung "Markt" vom 20. Oktober 2003 Ausbildungspaten: Neue Chance für Jugendliche |
Ein Beitrag Von Edith Dietrich und Katja Krebbers. |
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Noch immer suchen viele tausend Jugendliche eine Lehrstelle. Meist sind sie ganz auf sich allein gestellt. Aber nicht immer: Ausbildungspaten helfen bei der Suche. Und manchmal ist das der Beginn einer intensiven Beziehung ... | |
Die Schule ist vorüber und damit der Start frei, eigenes Geld zu verdienen. Aber so schön diese Wunschvorstellung ist, so bitter stellt sich die Wirklichkeit ihr entgegen. Immer weniger Betriebe bilden aus, immer mehr Lehrstellen fehlen. Gerade die Schüler, die nur einen Hauptschulabschluss vorweisen können, stehen ganz hinten in der Warteliste. Jeder achte Hauptschulabgänger landet direkt in der Arbeitslosigkeit. Viele kommen in Förderprogrammen unter, die wenigsten Schulabgänger bekommen das, was sie eigentlich wollen: eine Lehrstelle. Was den Jugendlichen dabei am meisten fehlt ist Unterstützung, zum Beispiel durch jemanden, der ihnen zur Seite steht. Untersuchungen haben gezeigt, dass Hauptschüler mit gutem familiärem Rückhalt diejenigen sind, die am ehesten eine Lehrstelle finden. Nicht die Noten, sondern der Beistand anderer entscheidet also oft über den weiteren Lebenslauf. Doch auch wem dieser Rückhalt fehlt, kann Hilfe bekommen: zum Beispiel von einem Ausbildungspaten. Das Wort ist Programm, denn wie echte Taufpaten, deren Aufgabe es ist, dem Patenkind dann beizustehen, wenn es in Schwierigkeiten ist, helfen Ausbildungspaten eine Lehrstelle zu finden. Und sie tun das mit großem Erfolg, wie das Beispiel von Gerhard Radtke und Ralf Schürkes zeigt. | ||
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Gerhard Radtke, ein 67-jähriger Rentner und Schreinermeister mit großer Berufserfahrung wollte im Ruhestand nicht einfach die Füße auf den Tisch legen und Däumchen drehen, sondern mit seiner Erfahrung jungen Menschen helfen. Der junge Mensch war in seinem Fall der Hauptschüler Ralf Schürkes. Ralf hat nicht gerade eine vorzeigbare Schullaufbahn hingelegt. Er ist zwei Mal sitzen geblieben und sein Abschlusszeugnis ist ziemlich schlecht. | ![]() |
Da half ihm auch ein Bewerbungstraining beim Arbeitsamt nur wenig. Auf alle 30 Bewerbungen, die er geschrieben hatte, erhielt er Absagen. Ralf lebt ohne Vater mit seiner Mutter, seinen Großeltern und seiner Uroma zusammen. Doch auch die konnten ihm weder bei der Formulierung eines Bewerbungsschreibens, noch bei der Auswahl von Betrieben helfen. Was also auf den ersten Blick nach einem hoffnungslosen Fall aussah, endete dank der Unterstützung des erfahrenen Rentners Gerhard Radtke in einer Erfolgsgeschichte. Über den Verein "Ceno - Centrum für nachberufliche Orientierung", erfuhr Gerhard Radtke zunächst, dass sein Wissen gefragt ist. Er meldete sich dort und wurde zusammen mit weiteren Senioren geschult. Dabei erfuhr er nicht nur, wie man mit Jugendlichen umgeht, wie heute eine Bewerbung auszusehen hat, sondern auch welche organisatorischen Schritte bei der Lehrstellensuche hilfreich sind und welche nicht. Nach einigen Schulungsmonaten fühlte sich der ehemalige Schreinermeister für seine neue Aufgabe gerüstet, als Rentner eine Lehrstelle zu suchen. Als er Ralf kennen lernte, war er ziemlich schnell davon überzeugt, dass aus dem Jungen ein guter Handwerker werden kann. Schlechte Noten in Deutsch und Englisch sagen schließlich nichts über handwerkliches Geschick aus. Er fand sein "Patenkind" schnell sympathisch und überlegte gemeinsam mit ihm, welcher Beruf passen würde und wie man die entsprechende Ausbildungsstelle findet. Anschließend ging er zu verschiedenen Betrieben, sprach dort vor und fragte, ob Ralf dort nicht ein Praktikum machen könne. Zusammen mit Ralf besprach er die Bewerbungen. Sein Engagement brachte schließlich den ersten Erfolg: ein Praktikum. Und Gerhard Radtke fand einen Schlossereibetrieb, der bereit war, Ralf eine Lehrstelle zu geben. Seit einigen Wochen wird der Hauptschüler in dem Acht-Mann-Betrieb der Firma "Metallbau Gabelt" in Köln zum Schlosser ausgebildet. Der Lehrling und seine Vorarbeiter sind zufrieden. Ralf macht die Arbeit Spaß, er hat Talent und ist zuversichtlich, dass er die Lehre schafft. All das verdankt er dem Einsatz seines "Paten" und natürlich seiner eigenen Bereitschaft, mitzuziehen. Der Kölner Verein Ceno kann einige solcher Erfolgsgeschichten vorweisen. Vor zwei Jahren begann das Projekt mit der Idee, dass sich Menschen mit Erfahrung und Zeit denen widmen, die noch ganz am Anfang stehen. Nicht nur die Erfahrung hilft den Jugendlichen, auch das Gefühl, Unterstützung bei der Aufgabe "Lehrstellensuche" zu haben. Außerdem haben Außenstehende einen ganz eigenen Blick auf die Probleme der Jugendlichen. Sie sind nicht verstrickt in familiäre oder schulische Konflikte und können deshalb oft besser Bedürfnisse und Möglichkeiten beurteilen. Die Aufgaben der Senioren als Paten sind sehr vielfältig. Oft sind Sprachprobleme eine Barriere auf dem Arbeitsmarkt. Einzelunterricht hat daher bei Ceno schon oft zum Erfolg geführt. Das gilt auch für das Verfassen von Bewerbungen. Unbeholfene Formulierungen oder die schlichte Aneinanderreihung von Floskeln wirken oft wenig überzeugend. Ein sachliches, neutrales Urteil eines kundigen Außenstehenden hat schon viele Bewerbungen erstaunlich aufgewertet. Die Senioren bekommen vorher eine ausführliche Schulung, so dass sie nicht nur auf die eigene Erfahrung zurückgreifen müssen. Auch Interessierte, die sich nicht an Gerhard Radtkes Einsatz messen lassen wollen, sind bei Ceno herzlich willkommen. Dort wird jede noch so kleine Hilfe gerne angenommen. Die Leiterin des Projekts "Ausbildungspate", Gabriele Wahlen, ist selbst vom Erfolg überrascht. Seit zwei Jahren besucht sie verschiedene Hauptschulen und bietet dort die Unterstützung durch Paten an. Immer mehr Schüler nehmen diese Hilfe in Anspruch und finden dann, was in Zeiten wie diesen oft unmöglich scheint, eine Lehrstelle. |